Flaschen mit Alkohol

5 Jahre ohne Alkohol

Heute vor 5 Jahren habe ich damit angefangen ohne Alkohol zu leben. Ja, es sind nicht ein oder zwei Jahre, sondern es sind tatsächlich fünf lange Jahre, die ich ein alkoholfreies Leben führe. Angefangen habe ich am 11.Januar 2020.

Intro

Ich habe neulich gesehen, dass ein Journalist und Sportler ein Buch geschrieben hat, mit dem Titel „Ein Mann, ein Jahr, kein Alkohol“. Ich dachte, wenn jemand ein Jahr ohne Alkohol ausgehalten hat und darüber ein Buch schreibt, ist das für mich nichts außergewöhnliches 😊. Mit diesem Artikel möchte ich meine Erfahrung teilen, wie meine Gewohnheiten und Perspektiven vor 2020 waren und wie sich mein Lebens ohne Alkohol verändert hat.

In unserer Gesellschaft ist der Alkohol fest verankert und ein Leben ohne den Alkohol wäre für die meisten nicht wegzudenken, und für viele Menschen ist es sogar unmöglich. Egal was man feiert, Alkohol ist immer im Spiel. Viele unserer wiederkehrenden Feiern und Festlichkeiten sind immer mit Alkohol verbunden. Es beginnt bei einem Fußballspiel auf den Sportplätzen – sei es in einem großen Stadion oder auf einem Dorfsportplatz, und es geht bis hin zur dem größten Volksfest der Welt, dem „Oktoberfest“. Alkohol wird Volksdroge genannt. Wir wissen, dass die gesundheitlichen Folgeschäden sowie Folgekosten in der Gesellschaft enorm sind. Laut DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchfragen e.V.) Jahrbuch vom 2024 betragen die durch Alkoholkonsum verursachten volkswirtschaftlichen Kosten etwa 57 Milliarden Euro pro Jahr. Für mich ist es eine unfassbare Summe. Nun komme ich zu meiner Erfahrung.

Vorher

Ich hatte auch wie (viele) andere als „Gewohnheitstrinker“ phasenweise viel getrunken. Auf fast jeden Fest und bei Einladungen wurde getrunken. Beim Einkaufen war es für mich fast normal, einen Kasten Bier zu kaufen, wenn der „Vorrat“ im Keller leer war. Abends war der Konsum von einer Flasche Bier ein Teil meiner Gewohnheit. Zu einem Bier gab es meistens Süßes wie Kekse/Schokolade bzw. Nüsse dabei. Das war ein ordentlicher Kalorienschub. Ich denke, dass jeder männliche Biertrinker (nach einer gewissen Zeit) gegen den eigenen „Bierbauch“ ankämpft 😊. Ende 2019 wog ich über 80 Kilo, was für mich zu viel war. Aber als angehender Life-Coach wollte ich meine Situation verändern und in Bezug auf den Alkoholkonsum einen radikalen Schritt wagen. Und nicht zuletzt wurden mir meine Gesundheit, Seele, Immunsystem und die Vitalität immer wichtiger.

Bei betrieblichen bzw. vereinsinternen Feierlichkeiten wird oft viel getrunken, denn der Einfluss des Umfeldes ist groß und jeder möchte ein Teil der fröhlich-lockeren Gesellschaft sein. Ich kann mich beispielsweise gut an unsere Firmen-Weihnachtsfeier erinnern. Es war immer ein legendäres Großevent, an dem Hunderte und Tausende Kollegen*innen gemeinsam feierten, natürlich mit viel Bier und Alkohol. Auf solchen Veranstaltungen habe ich früher jemanden als seltsam betrachtet, wenn er nichts getrunken hat.

Turnover

Der Trick, wie es mir gelungen ist auf alkoholisches Getränke komplett zu verzichten, war eigentlich simpel. Ab Januar 2020 hatte ich nur alkoholfreies Bier (0,0%) getrunken und das „Habit-Change“ täglich mit eisernen Hand „getrackt“ und „gemonitort“. Das bedeutet, dass ich mein Gehirn bzw. meinen inneren Schweinhund mit 0.0% Bier ausgetrickst habe. Es hat funktioniert. Auch nach mehreren Wochen und Monaten bin ich beim Verzicht von Alkohol geblieben. Zum Glück habe ich festgestellt, dass meine alte Gewohnheit, nämlich das abendliche Trinken eher ein „Durststillen“ war. Das bedeutet auch, dass ich zum Glück vom Alkohol nicht abhängig war. Nach einer Weile habe ich auch auf das Alkoholfreies Bier, das mir als Überbrückung gedient hat, verzichten können. Dann trank ich einfach nur Tee oder Wasser, wodurch der Durst genauso gestillt wird.

Einige von Euch würden mich fragen, ob ich es nach einem ersten Versuch gleich geschafft habe. Es war nicht mein erster Versuch. Ich hatte mal mit sog. „Gewohnheitstracking für 21 Tage“ versucht, auf den Konsum zu verzichten. Es hat zwar halbwegs funktioniert, aber nach drei Wochen Verzicht kam der Alltag zurück und mein Schweinhund hat mich besiegt ☹.

Das erste Jahr war für mich das herausforderndste. Ich würde belügen, wenn ich sage, dass ich im ersten halben Jahr keinen Alkohol getrunken habe. Es gab nur zwei Ausnahmesituationen (außergewöhnliche Anlässe), in denen ich jeweils ein halbes Glas Wein getrunken habe. Danach blieb ich tatsächlich komplett alkoholfrei, bis heute. Bald merkte ich, dass der Alkohol in meinem Leben keine Rolle mehr spielte. Zwei einfache Beispiele zeigen das. Früher kam ich automatisch an den Wein- und Bierregalen im Supermarket vorbei, stand kurz davor und schaute was es dort im Angebot gibt. Jetzt gehe ich an solchen Regalen ohne Blick vorbei und mich interessiert die Angebotsvielfalt absolut gar nicht. Wenn man aber Besuch bekommt bzw. Freunde zur privaten Feier einlädt, besorgt man natürlich gewisse Vorräte. Die nicht-konsumierten Restmengen blieben für mehrere Monate im Keller. Folglich heißt es, dass ich manchmal abgelaufenes Bier im Keller entdecke bzw. es anderen verschenke 😊

Nachher

Mein Leben, vor allem meine Gesundheit hat sich komplett verändert. Wie bereits erwähnte, wog ich damals über 80 Kilo, jetzt bin ich konstant um die 75 Kilo. Jede Gelegenheit nutze ich dazu, beweglich und aktiv zu sein. Täglich betätige ich mich körperlich für halbe Stunde bzw. ich mache manchmal Qigong-Übungen. Während meines alkoholfreies Lebens habe ich viele positive Veränderungen im gesundheitlichen Bereich festgestellt. Ich wurde viel weniger krank, mein Immunsystem wurde stärker, und meine „Allergie“ im Frühling hat sich enorm verbessert. Früher hatte ich im jeden Winter mindestens eine schlimme Hustenphase, aber seit Jahren habe ich sie nicht mehr. Mein Schlaf wurde besser, und die Lebensqualität hat sich ins Positive umgewandelt. Heute bin ich ohne Alkohol viel zufriedener und glücklicher.

Mein Blickwinkel und meine Betrachtungsweise in Bezug auf Alkohol hat sich komplett verändert. Ich betrachte den Alkoholkonsum beispielsweise auf den Dorf- und Volksfesten sehr kritisch. Als ich gehört habe, dass im Jahr 2024 auf dem Oktoberfest in München insgesamt etwa sieben Millionen Liter Bier ausgeschenkt wurden, war ich sprachlos. Weitere erschreckende Zahlen sind, dass jedes Jahr angeblich über 70 Tausend Menschen an Alkohol bzw. an Folgen von Alkoholkonsum sterben. In Deutschland leben ca. 9 Millionen Menschen (18-64 jährigen) mit problematischem Alkoholkonsum. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher.

Fazit

Alkohol ist für viele ein Tabuthema. Viele von uns möchten gerne von sich behaupten, dass sie nur Gelegenheitstrinker bzw. Genusstrinker sind. Dabei weiß man längst, dass die Abhängigkeit ein schleichender Prozess ist. Man wird schnell nach dem Gefühlszustand süchtig, den einem Alkohol gibt. Man möchte das aber nicht zugeben und betrügt sich selbst. Es gibt einen sog. CAGE Test mit vier Fragen. Wenn man einen einzigen mit „JA“ beantwortet, sollte man selbstkritisch sein. Das Umfeld spielt auch eine große Rolle. Wenn beispielsweise in einem Freundes- und Bekanntenkreis gerne und viel getrunken wird, soll man die Umgebung kritisch prüfen und die ersten Schritte machen, um das Umfeld zu verändern.

Ich würde niemanden zwingen bzw. empfehlen, auf Alkoholkonsum komplett zu verzichten. Denn ich möchte keineswegs den Moralapostel spielen. Was ich hier schildere ist lediglich meine persönliche Erfahrung und meine veränderte Sichtweise in Bezug auf Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft. Dennoch, sei bitte kritisch mit Deinem Alkoholkonsum. Frag dich selbst, ob Du mit Deiner Gesundheit, vor allem mit deinem Fitness- und Abwehrsystem zufrieden bist. Wenn nicht, nimm den ersten kleinen Schritt und reduziere Deinen Konsum auf ein gesundes Niveau, um Deinen inneren Schweinhund zu besiegen und auf Dauer glücklicher zu leben. Wenn Du eine Unterstützung (sogar ein Coaching) brauchst, kann ich Dir mit Sicherheit helfen.

Nimm Dein Leben selbst in die Hand und überlasse es lieber nicht den anderen. Dein Leben ist viel zu kurz und zu wertvoll.

Shijir Purevdorj

Januar, 2025

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